Als wäre es gestern gewesen, dass mein älterer Bruder hinten neben mir im Familienauto saß und bei dem Buch, das er gerade las, haltlos zu kichern begann.
Das müsst ihr hören, erklärte er, sich mühsam zusammen nehmend und las unserer Familie eine
Kurzgeschichte von Ephraim Kishon vor.
Er ist mein Lieblingsbruder-okay ja. Weitere Geschwister gab es auch nicht-aber trotzdem.
Auf dem nächsten Weihnachtswunschzettel stand bei mir nur: Kishon!
Tatsächlich bekam ich eine Sammlung mit Kurzgeschichte von Ephraim Kishon, war selig und saß bald glucksend unter dem Tannenbaum.
Zur Freude unserer Eltern, konnte die Kiste, die ewig im Auto zwischen meinem Bruder und mir stand, damit wir uns auf den Fahrten nicht zanken, entsorgt werden-wir saßen friedlich da und spielten Jüdisches poker -nach Kishon. Unsere Eltern verstanden es nicht, aber das ermunterte uns noch mehr. Waren unsere Eltern so arglos mitzuspielen, hatten sie keine Chance, war die Zahl zu hoch, sagten wir gedoubelt, und als letzten Ausweg konnte man immer noch Ben-Gurion verkünden.
Was konnten wir dafür, dass die Erwachsenen die Spielregeln nicht begriffen?
In den Kurzgeschichten von Kishon, spielte oft sein Kumpel "jossele" / eine Rolle als Antagonist. Als ich Jahre später bei einem Clown Workshop meinen Clown geboren habe, war ich nicht erstaunt, dass dieser sich mit dem Namen josselle präsentierte.
Als ich ungefähr 20 J. war, bekamen mein Freund Ralph, mein Vater und ich von ihm eine Einladung. Wir sollten uns an einem bestimmten Nachmittag am Hamburger Gänsemagd bei der zum Hauptbahnhof fahrenden Bushaltestelle treffen, und zwar im Ostfriesennerz, mit Gummistiefeln und Butterbroten ausgerüstet. Wir dachten an einen Ausflug zum Wattwandern, an die Ostsee oder dergleichen und fanden uns so ausgestattet, ein. Mein Bruder erschien pünktlich, jedoch in ganz normaler Aufmachung, grinste breit und drückte uns Kinokarten für Loriots "Ödipussi" für das Kino Gegenüber- in die Hand. Wir marschierten mit Gummistiefeln ins Kino.
Ein anderes Mal hatten wir einen kleinen Streit gehabt und ich fand zufällig eine Postkarte, auf der Würste, Schinken usw. in einem Kreis tanzten, während eine Leberwurst in der Ecke stand. "Beleidigte Leberwurst", stand darunter. Diese Karte schickte ich ihm kommentarlos und hoffte, dass wir lachen und den dummen Zwist vergessen. Zu meiner Überraschung erhielt ich eine Antwortkarte, auf der ein altes Ehepaar saß und die den Titel trug: "Das Innere der Leberwurst, ist noch völlig unerforscht!"
Das ganze endete mit einer Karte von ihm, auf der scheinbar einsichtig stand "Irren ist männlich!"
Aber ihr Gimpel-doch nicht, wenn man jüdisches Poker spielt!
-Er hatte gekonnt Re- doubliert, ich hatte den Streit verloren.



An Weihnachten war meine Gelegenheit zu einer Revanche gekommen, denn mein Bruderherz genoss es den Feierabend nach dem Arbeitsstress - er ist Verkäufer - noch ein paar Walnüsse zu knacken und einen Film zu gucken. Ich war über die Feiertage zu Besuch gekommen und hatte einen Beutel bereits präparierter Walnüsse mitgebracht. Daheim hatte ich Wal und Haselnüsse geknackt, in die heilen Walnussschalen, die verkehrten Nüsse getan und unauffällig wieder zusammen geklebt. Alles, was ich tun musste, war die Nüsse in seine Schale zu mischen und zu warten. Ich übte einen ausdruckslosen Gesichtsausdruck und wurde reich belohnt. Die Verwirrung darüber, in der Walnuss eine Haselnuss vorzufinden, entbehrte jeder logischen Erklärung und tausend Fragezeichen spiegelten sich in seinem Gesicht wider.
" Bengurion!", sagte ich .
Schöne alte Traditionen sollte man Pflegen, fiel mir dieses Jahr wieder ein. Und so überlegte ich, ob ich ihn nicht irgendwie überraschen könnte. Er steckte mitten im Weihnachtsverkauf, die stressigste Zeit für Verkäufer im Jahr-ich dachte er wird etwas Aufmunterung brauchen.
Nachdem er mir einen Zeitungsartikel gesendet hatte, indem ein Künstler sage und schreibe, für das Anbringen einer Banane mit Klebeband an der Wand, 6,2 Millionen $ erhalten hatte, reifte mein Plan und stellte aus Modelliermasse ein paar klitzekleine Bananen her.



Mithilfe seines wundervollen Mitarbeiters wurden 2 Bananen im Laden versteckt. Die Dritte trug ich als Ohrring als "Mobiles Kunstwerk".
Mein Bruder bekam irgendwas mit, hatte aber keine Zeit, darum dufte er hinweise erhalten.



Das Bananensuchspiel hat jedenfalls viel Spaß gemacht :-)
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